EU-Maßnahmenpaket gegen den Fachkräftemangel

EU-Maßnahmenpaket gegen den Fachkräftemangel

Die am 15.11.2023 von der EU-Kommission vorgestellte Initiative „Skills and Talent Mobility Package“ zielt darauf ab, die Europäische Union für Fachkräfte aus Drittstaaten attraktiver zu gestalten und die Mobilität von Arbeitskräften innerhalb der EU zu erleichtern. Hierzu gehören die Schaffung eines Talentpools auf EU-Ebene, der EU Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus Drittstaaten miteinander verknüpfen soll. Darüber hinaus sollen ausländische Qualifikationen eine  beschleunigte und verbesserte Anerkennung erfahren. Diese Maßnahmen ergänzen die bisherigen Bemühungen, ungenutztes Potenzial auf dem EU-Arbeitsmarkt zu mobilisieren, und sind notwendig, um dem bestehenden Fachkräftemangel in vielen Branchen entgegenzuwirken. Zusätzlich sollen Auslandsaufenthalte sowohl für Studierende als auch für Lehrlinge ausgeweitet und stärker zur Regel werden. Diese Initiative ist ein Ergebnis des für 2023 ausgerufenen „European Year of Skills“.

Initiativen des EU-Maßnahmenpakets gegen den Fachkräftemangel

Die folgenden Initiativen (ein Teil der Maßnahmen des „Skills and Talent Mobility Packages“) könnten in Zukunft für Arbeitgeber relevant sein:

EU-Talentpool

Eine Plattform, die die Einstellung von Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern erleichtert. Die Teilnahme am EU-Talentpool soll für die Mitgliedstaaten freiwillig sein, die die Verwaltung der Plattform unterstützen werden. Er wird auch Informationen über Einstellungs- und Einwanderungsmodalitäten in den Mitgliedstaaten enthalten. Gleichzeitig sollen faire Einstellungsverfahren und Arbeitsbedingungen sichergestellt werden.
Darüber hinaus sollen mit dem EU-Talentpool Talentpartnerschaften sichergestellt werden, die in Zusammenarbeit mit Nicht-EU-Ländern Möglichkeiten zur Arbeits- und Ausbildungsmobilität bieten. Durch einen Talentpartnerschaftspass der Arbeitssuchenden sollen für die Arbeitgeber offiziell die jeweiligen Qualifikationen bescheinigt werden.

Einfachere und beschleunigte Anerkennung von Qualifikationen

Hier empfiehlt die EU-Kommission eine Reihe von Maßnahmen, um die Anerkennung von in Drittländern erworbenen Kompetenzen und Qualifikationen durch die nationalen Anerkennungsbehörden zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Lernmobilität

Die EU-Kommission schlägt neue ambitionierte Zielvorgaben bis 2030 vor. So soll die Mobilitätserfahrung von HochschulabsolventInnen bei mindestens 25% liegen, bei Lernenden mit geringeren Chancen bei mindestens 20% und bei Auszubildenden bei mindestens 15%. Dadurch soll auch die Attraktivität der EU als Bildungsdestination für Talente aus Drittländern gefördert werden.

 

Was heißt das EU-Maßnahmenpaket für Unternehmen?

Aus unserer Sicht könnte der EU-Talentpool ein guter Ansatz sein, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wenn einerseits die einzelnen EU-Länder wirklich mitziehen und wenn andererseits der Talentpool tatsächlich mit Arbeitnehmern mit relevanten Qualifikationen gefüllt ist. Außerdem müssten Einwanderungs- bzw. Beschäftigungsmodalitäten ganz klar dargelegt und vereinfacht durchzuführen sein.

Sind die Arbeitnehmer aus den Drittländern dann erst einmal in Deutschland bzw. einem anderen EU-Land, fehlt allerdings noch ein weiterer sehr wichtiger Baustein: die Integration. Es ist nicht mit einer Website mit ein paar Informationen und dem aktuell in Deutschland angebotenen Integrationskurs für Ausländer getan. Für eine gute Integration ist es wichtig, die Landessprache zu beherrschen und hierfür müssten sowohl entsprechende Kurse als auch Modelle gefunden werden, wie der Spracherwerb im Arbeitsalltag funktioniert.
Außerdem benötigen ausländische Arbeitnehmer oft Unterstützung in sozialen Belangen, um ihr Leben im neuen Land bewältigen zu können – beispielsweise bei der Eröffnung eines Bankkontos, der Wohnungssuche, der Suche nach einer passenden Schule für die Kinder oder sozialem Anschluss. Es ist insbesondere wichtig, die mitkommenden Familienangehörigen nicht zu vergessen. Große Unternehmen haben hierfür oft eigene Abteilungen oder nehmen die Dienste einer Relocation Agency in Anspruch. Dies ist allerdings für Mittelständler und kleine Unternehmen oft keine Option und bedarf einer Lösung, damit die ausländischen Fachkräfte auch längerfristig bei den Unternehmen bleiben.

 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass aus unserer Sicht das EU-Maßnahmenpaket durchaus Potenzial hat, allerdings noch wesentlich ergänzt und erweitert werden müsste. Und der Vorschlag der Kommission müsste endlich vom Europäischen Parlament und dem Rat verhandelt werden – es ist schon fast ein halbes Jahr seit dem Vorschlag vergangen, aber noch scheint es keine finale Entscheidung zu geben.