Mitarbeitermotivation gezielt fördern

Einleitung: Mitarbeitermotivation als strategischer Erfolgsfaktor
Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch: New Work, Remote Leadership, Generationen- und Wertewandel treffen auf Kostendruck, Komplexität und Veränderungstempo. In diesem Spannungsfeld stehen Unternehmen und Führungskräfte vor einer Schlüsselfrage: Wie gelingt nachhaltige Mitarbeitermotivation – also ein Umfeld, in dem Menschen motiviert, engagiert und leistungsbereit bleiben?
Viele Führungskräfte setzen auf bewährte Mittel: Zielvereinbarungen, Incentives, Feedbackgespräche. Doch nicht selten bleibt der gewünschte Effekt aus. Trotz guter Rahmenbedingungen fehlen Eigeninitiative und echtes Engagement. Der Grund liegt oft nicht in fehlender Leistungsbereitschaft – sondern in fehlender Passung:
Menschen sind nicht unmotiviert – sie sind häufig nur anders motiviert, als erwartet.
Motivation verstehen: Ein Zusammenspiel innerer und äußerer Faktoren
Motivation lässt sich nicht verordnen – sie ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von inneren Antrieben und äußeren Bedingungen. Beide Ebenen müssen berücksichtigt werden, damit Motivation langfristig wirkt.
Führungskräfte können viele dieser äußeren Rahmenbedingungen beeinflussen. Der Schlüssel zur nachhaltigen Wirksamkeit liegt jedoch im Verständnis individueller Motive. Nur wenn äußere Strukturen mit den inneren Bedürfnissen der Mitarbeitenden in Resonanz stehen, entsteht echte intrinsische Motivation.
Was Menschen wirklich antreibt: Individuelle Motive und das Reiss Profile
Die Motivationspsychologie liefert seit Jahrzehnten Erkenntnisse darüber, warum Menschen sich verhalten, wie sie es tun. Das Reiss Profile ist eine Möglichkeit, sich dieser Frage zu nähern.
🔍 Das Reiss Profile im Überblick
Das Reiss Profile wurde vom US-amerikanischen Psychologen Steven Reiss entwickelt. Es beschreibt 16 grundlegende Lebensmotive, die jeder Mensch besitzt – allerdings in individuell unterschiedlicher Ausprägung:
- Macht: Einfluss nehmen, gestalten
- Unabhängigkeit: Selbstbestimmung, Eigenverantwortung
- Neugier: Lernen, geistige Stimulation
- Anerkennung: Wertschätzung, soziale Bestätigung
- Ordnung: Struktur, Klarheit, Systematik
- Ehre: Prinzipientreue, Loyalität
- Idealismus: Gerechtigkeit, moralische Werte
- Beziehungen: Nähe, Bindung, Zugehörigkeit
- Ruhe: Harmonie, Stressvermeidung
- … sowie Status, Familie, Bewegung, Sparen, Essen, Eros, Rache/Wettbewerb
🎯 Bedeutung für die Führung
Diese Motive beeinflussen maßgeblich, was Menschen als erfüllend oder belastend empfinden. Wer sie kennt, kann:
- Individuelle Anreize passgenau gestalten
- Stärken gezielt fördern und Mitarbeiterpotenziale aktivieren
- Demotivation vermeiden, etwa durch Fehlbesetzung oder widersprüchliche Aufgaben
- Konflikte besser verstehen, z. B. zwischen ordnungsliebenden und freiheitsliebenden Teammitgliedern
💡 Praxisbeispiel:
Frau A liebt Struktur und Stabilität. Sie arbeitet präzise, zuverlässig und legt Wert auf klare Abläufe. Herr B hingegen braucht kreative Freiräume, liebt Neues und sucht Entwicklungsmöglichkeiten. Beide sind leistungsfähig – aber völlig unterschiedlich motivierbar. Einheitliche Führungsansätze greifen hier zu kurz.
Führung als Motivationshebel: Vom Verwalter zum Verstärker
Motivation lässt sich nicht erzeugen – aber sehr wohl fördern. Und genau das ist Führungsaufgabe: Menschen in ihrer Individualität erkennen, Potenziale entfalten und ein Umfeld gestalten, in dem Motivation gedeihen kann.
✅ Was motivierende Führung auszeichnet:
- Wertschätzung zeigen: Verbale, nonverbale, schriftliche oder materielle Anerkennung bewusst einsetzen.
- Zuhören statt nur sprechen: Was bewegt meine Mitarbeitenden wirklich?
- Fragen stellen: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit Freude? Wo wollen Sie sich entwickeln?
- Wahrnehmen: Welche Aufgaben wirken aktivierend, welche demotivierend?
- Begeistern durch innere Verbundenheit zur Aufgabe, klare Haltung und emotionale Führungskompetenz.
- Vorbild sein: Regelmäßig reflektieren, wo Sie motivierend wirken – und wo nicht.
- Ein motivierendes Umfeld schaffen: Psychologische Sicherheit, Sinnorientierung, Klarheit und Transparenz.
Diese Form der Führung ist keine „weiche“ Haltung – sie ist ein strategischer Erfolgsfaktor. Der Gallup Engagement Index zeigt regelmäßig: Führung ist der stärkste Einflussfaktor für Mitarbeitermotivation, -bindung und -engagement.
Impulse für den Führungsalltag: Mitarbeitermotivation gezielt gestalten
Im Folgenden möchten wir Ihnen zehn konkrete Handlungsimpulse für die tägliche Führungsarbeit geben – kompakt und praxisnah:
Fazit: Mitarbeitermotivation ist gestaltbar – durch individuelle, aufmerksame Führung
Wer Motivation fördern will, muss Menschen verstehen – nicht nur managen. Denn Motivation entsteht durch die Wechselwirkung von inneren Motiven, äußeren Bedingungen und dem Verhalten der Führungskraft.
Führungskräfte, die sich aktiv auf diese Vielfalt einlassen, erleben einen doppelten Effekt:
- Mehr Engagement, Innovationsfreude und Verantwortungsbewusstsein im Team
- Weniger Konflikte, Rückzug oder Frustration – gerade in komplexen Veränderungsprozessen